
Andreas „Smuker“ Buhlmann
Letztens war es wieder so weit.
Es ist der erste Ferientag, die Sonne strahlt, bald geht der Urlaub los. Ihr habt an alles gedacht, wichtige Buchungen und Reservierungen für die nächsten Tage online schon getätigt, alles Wichtige eingepackt und jetzt heißt es einfach nur noch, zusammen eine lange Autofahrt bis zum Zielpunkt zu unternehmen. Ohje, Moment, da war doch was.
Eine lange Autofahrt und ihr habt Kinder dabei. Ob das gut geht? Die wollen ja beschäftigt werden und nicht stupide einfach nur zum Fenster rausschauen. Ein Tablet mitzunehmen und ihnen zu geben oder länger schwebt dir nicht vor, aber was gibt es hier für Alternativen?
Wir kennen dieses Szenario wie viele Eltern nur zu Genüge und wir haben hier in den letzten 2–6 Jahren viele Dinge ausprobiert. Unsere Erfahrungsbasis sind viele Tages-, Wochenend- und Urlaubsreisen im In- und Ausland mit 2 Kindern, und wir hoffen, ihr könnt hier auch die ein oder andere Idee finden, an die ihr vorher gegebenenfalls noch nicht gedacht habt.
Aber erst einmal kurz ein wenig Statistik:
Laut der jährlichen Umfrage von Reiseanalyse waren 2023 54,6 Millionen Menschen in Deutschland im Urlaub. Mit dem PKW, Wohnwagen, Wohnmobil, Bus oder Bahn waren 50,7 % unterwegs, die restlichen 46,8 % mit dem Flugzeug oder Sonstigem (z.B. Kreuzfahrtschiff).
Unsere Erfahrungen:
Wir haben sowohl längere Reisen (Frankreich, Belgien, Niederlande) mit dem Camper, als auch eine lange USA Reise mit dem Auto unternommen (22 Tage, ca. 3.900 km Autofahrt insgesamt) und natürlich mehrere Urlaube wo wir mit dem Auto an und abgereist sind, sowie zig Kurzurlaube oder Ausflüge. Dabei haben wir uns auch immer wieder Gedanken um die Beschäftigung und die Reiseart an sich gemacht.
Das Gute beim Reisen mit dem Auto oder Camper ist, dass man viele Dinge im Auto lassen kann bei der Reise. Dies funktioniert bei Reisen mit Bus, Flugzeug oder Bahn nicht ganz so, dies sollte man also berücksichtigen.
Wir haben bei längeren Fahrten mit dem Auto oft einen Organizer oder eine Box in der Mitte zwischen den Kindern platziert und auch Organizer auf der Rückseite des Fahrers und Beifahrersitzes und grundsätzlich mindestens einen Rucksack vorn oder hinten im Fußbereich dabei.
Von solchen Organisern gibt es zig verschiedene Marken und Arten und jede hat sicherlich ihre Vor- und Nachteile. Ich selbst würde z.B. Organizer mit durchsichtigen Taschen (dahinten kann ein Tablet) nicht mehr holen, da diese Taschen leicht einreißen und es, wenn es mal ein Tablet sein sollte, bessere separate Halter mit Gummi oder fester Halterung gibt, die dafür besser geeignet sind.
Grundsätzlich solltet ihr bei solchen Reisen auch immer wieder daran denken, dass Kinder sich schneller im Auto langweilen als Erwachsene und dies bei eurer Planung berücksichtigen.
Also – macht die Reise zum Spaßtag („Fun Day”)
Du hast ein tolles Hotel gebucht, ein Ferienhaus oder eine Rundreise mit mehreren Stops geplant und freust dich auf die Auszeit. Nutze diese Vorfreude für deine Kinder und mache aus der Reise einen „Spaß Tag“ an dem sie etwas Außergewöhnliches dürfen. Viel Spaß mit Mama und Papa und auch mal Besonderes tun und essen können.
Kündige ihnen z.B. eine Überraschungstüte an (die sie bei der Fahrt Stück für Stück aufmachen können) und verbinde die Fahrt mit schönen Zwischenstopps, die auf der Reise passend sind. Gibt es einen schönen Spielplatz, mach hier einen passenden Halt und lass sie toben. Kommt ihr zufällig an einem Haribo Outlet/Werksverkauf vorbei, nutzt das für einen großen Süßigkeiten-Einkauf. Gibt es einen Freizeitpark, einen schönen Zoo oder Park dazwischen, kann man auch mal einen halben Tag anders nutzen oder einen Zwischenstopp mit Übernachtung und Aktivität, bevor es 1-2 Tage später weitergeht. Sorge hier für eine gute Abwechslung (vor allem bei Rundreisen), damit auch für die Kinder wahre Highlights dabei sind.
Und nun zum allseits bekannten Klassiker, die ständige Frage der Kinder die jeder kennt und als Kind im Auto vermutlich selbst ständig gestellt hat:
„Wann sind wir Endlich da“
Die Erwachsenen sind davon immer sehr genervt, dabei kennen sie dieses Gefühl selbst in ihrem Alter, wir müssen nur das Szenario ändern. Wenn ihr beim Arzt oder in den Verwaltungsgebäuden im Wartezimmer sitzt und keiner euch auf dem Laufenden hält, ihr einfach nur wartet und nichts zur Beschäftigung dabei habt (wie ein Buch, etc.) oder ihr Zeitdruck habt und weiter wollt. Habt ihr euch selbst dabei schon mal beobachtet? Man zählt die Leute vor einem: wie viele sind es noch. Es hilft, die Situation besser einzuschätzen und hinzunehmen.
Nun, genauso geht es den Kindern. Somit sollte man mit ihnen über den Urlaub und die Reise und die Dinge, die sie erwarten sprechen. z.B.: Wir stehen ganz früh und machen alles fertig und dann wecken wir euch und tragen euch ins Auto. Dann könnt ihr erst einmal ein wenig Musik hören und noch weiterschlafen. Wenn ihr wach seid, könnt ihr ganz lange … machen und dann machen wir eine kleine Essens- und Tankpause und ihr könnt dort etwas spielen. Danach fahren wir nochmal gaaaaanz lange Auto, aber wir haben Spiele mit und wenn euch langweilig wird sagt bescheid und wir überlegen uns etwas.
Vielleicht haben die Kinder auch selbst ein paar Ideen und Wünsche, die man im Auto verwirklichen kann (z.B. Malen oder bestimmte Hörspiele). Auf jeden Fall ist es sehr hilfreich, wenn Sie den Tagesablauf kennen. Denn so können Sie die Reise einschätzen und es erleichtert euch das Erklären.
Bevor wir uns nun aber weiter in Details verzetteln (ich werde hier sicherlich noch einmal Artikel mit Tipps in Zukunft verfassen), beschäftigen wir uns doch nun mal mit unserem Lieblingsthema, dem Thema Spielen und Möglichkeiten im Auto.
Das Gute am Autofahren ist, dass sich hier seit unserer Kindheit gar nicht so viel geändert hat. Auch wir sind ja früher nach Italien, Frankreich etc. gefahren und mussten diese Fahrten überstehen. Eines der wichtigsten Utensilien ist eine Unterlage, ein Klapptisch für die Kinder. Hier gibt es die ein oder anderen Autos, die so etwas integriert haben, es gibt aber auch klappbare Möglichkeiten mit Gurtbefestigung hinter den Kindersitz, die genau dafür gedacht sind. Wenn dies vorhanden ist, können die Kinder malen, zeichnen und das ganze Universum der Blatt-, Block- und Papier-Spiele steht euch offen. Je nach Kinderanzahl im Auto.
Als wir schon etwas älter waren, weiß ich noch, dass ich mich mit meinem Bruder stundenlang mit gewissen Spielen beschäftigen konnte. Hierbei benötigten wir meist nur kariertes Papier und Bleistift oder Kugelschreiber. So könnt ihr Klassiker wie „Käsekästchen“, „Tic Tac Toe“, „Hangman“, „Autorennen / Racetrack“, “Vector Race” „Panzer/ Panzerschlacht“, „Labyrinthe“ etc. spielen.
Wenn ihr Maltafeln besitzt (z.B. die neuen coolen LCD Maltafeln) geht natürlich auch das klassische „Errate was ich male“ etc.
Aber auch ohne Tisch habt ihr viele Möglichkeiten. Natürlich können dabei auch alle im Auto involviert werden. So könnt ihr deduktive Spiele wie das gute alte „Tier-Raten“ spielen. Ihr denkt euch ein Tier aus und die anderen müssen Fragen stellen, die ihr beantwortet und wer es errät, denkt sich ein neues Tier aus. Das klassische „Ich sehe was, was du nicht siehst“ ist natürlich auch immer möglich, wenn es auch etwas eingeschränkt ist, da das Auto sich ja bewegt.
Ein wahres Highlight sind auch „Such“ und „Bingo“ Spiele. Zum einen gibt es da von verschiedenen Verlagen fertige Spiele zum Kaufen und zum anderen kann man es mit Blatt und Papier selbst schnell improvisieren oder ihr spielt es ohne Bingomechanik einfach nur mit immer einem neuen Gegenstand.
Was ist dabei gemeint? Nun ihr könnt z.B. ein Bingofeld für jeden Zeichnen, wo gewisse Dinge in jedem Kästchen gesucht werden müssen und wer zuerst 1 oder 2 Bingos besitzt (eine ganze Reihe Senkrecht/Waagrecht/Diagonal) hat gewonnen. Suchkriterien sollten hierbei wild gemischt sein (Schilder, Tiere, Fahrzeuge, Gebäude, etc.). Ist euch dies zu aufwendig oder habt ihr nichts dafür parat, kann man aber auch sagen, was alle gleichzeitig suchen sollen (z.B. ein Schild mit 100 KMH, ein blaues Auto, einen Vogel, einen Strommast, etc.). Wer es findet, darf das nächste Suchobjekt vorgeben.
Allgemein könnt ihr altbekannte Partyspiele im Auto spielen wie: „Wer bin ich?“, Buchstaben und Wortketten, Ich packe meinen Koffer, Liederraten.
Ihr könnt kleine Wettspiele veranstalten (Welches Fahrzeug erreicht eine bestimmte Markierung schneller?). Zählspiele (jeder nennt die nächste Zahl, aber alle Zahlen, die eine 7 enthalten oder Vielfache davon müssen übersprungen werden). Oder ihr habt ähnliche Reisespiele in eurem Fundus (ähnliches Konzept, aber viel abwechslungsreicher, wäre hier als Beispiel das großartige „Biss 20“ von Drei Magier Spiele).
Auch Quizspiele für Familien (wo ihr nur die Quizkarten benötigt) gibt es für das Auto und Reisen. Oder ihr denkt euch selbst Fragen aus. Hierbei kann man ganz klassisch Punkte vergeben oder ihr bringt einen Kniff ein. Zum Beispiel, wie in Radioshows, dass der Ratende immer auf die vorherige Frage antworten muss, statt auf die aktuelle.
Natürlich gibt es auch Magnet- und Reisespiele, die viele Möglichkeiten bieten. Gute Erfahrungen haben wir aus unserer Kindheit und unseren Reisen mit Kinder gemacht mit magnetischem Schiffeversenken, Quartetten bzw. Top Trumps, aber bei älteren Kindern auch mit Klassikern wie Dame/Mühle/Schach/Leiterspiel/Backgammon etc. denn hier gibt es meistens magnetische Reisespiele mit mehreren klassischen Spielen in der Box.
Und ihr dürft auch Solo/Puzzle/Lösungsspiele nicht vergessen. Da gibt es verschiedene Möglichkeiten, in denen ihr Gegenstände freiräumen der passend zu einer Startvorgabe auffüllen müsst, ohne Lücken oder etwas Chaotisches wieder in ein Muster einsortieren müsst. Ich will hier eigentlich nicht einzelne Produkte auflisten, da es da wie zuvor erwähnt, massig viele gibt. Ihr solltet dabei aber darauf achten, dass die Teile nicht zu klein sind, magnetisch sind oder es gar keine Teile gibt. Denn im Auto fällt halt auch gerne mal etwas herunter.
Und zu guter Letzt habt ihr natürlich immer noch die Möglichkeit der Hörspiele und Musik. Ich weiß, dass ich mich stundenlang mit meinem Kassettenrekorder und Kassetten beschäftigen konnte, wenn ich nebenbei etwas Lego oder etwas zum Malen hatte. Tatsächlich kennen wir immer noch einige Eltern, die ihren Kindern auf Reisen einen Kassettenrekorder geben, aber natürlich sind auch neue Möglichkeiten wie MP3-Player, CD-Player, Toniebox, etc. möglich. Wichtig ist dabei nur, dass ihr genügend Batterien habt oder dass der Akku aufgeladen ist und lange hält und dass ihr Wechselmöglichkeiten (verschiedene Hörspiele, Musik) dabei habt. Was ich dabei sehr witzig finde, ist, dass ich als Kind z.B. supergerne auch mal Jürgen von der Lippe „Guten Morgen, Liebe Sorgen“ von 1987 gehört habe. Auch wenn ich hier einige Sachen nicht verstanden habe. Und auch meine Kinder lieben dieses alte Album und lachen dabei. Da merkt man, dass vieles tatsächlich zeitlos ist.
Ich könnte hierzu buchstäblich noch seitenweise Tipps und Tricks nennen, die sowohl mich in meiner Kindheit unterhalten haben, als auch unsere Kinder. Aber ich glaube, für heute ist dies schon mal ein guter Überblick und ich habe mir vorgenommen, das Ganze mal sehr detailreich festzuhalten.
Ich hoffe, ich konnte euch ein paar gute Tipps geben und auch mal einen etwas anderen Blickwinkel auf die Reisethematik mit Kindern oder vielleicht für ein Lächeln bei euch sorgen, weil ihr eine gewisse Situation so auch in eurer Kindheit hattet.
– Andreas „Smuker“ Buhlmann, www.cliquenabend.de